Dienstag, 20. Juni 2023, Waldeckische Landeszeitung
VON WILHELM FIGGE
Im Weltcafé diskutierten Gäste wie (von links) Sarah Sophia Schmid, Agnes Schmid-Balogh, Lia Marie Schmid und Vera Pevanac über offene Türen. Fotos: wilhelm figge
Korbach – „Come together“ lässt die Rock-AG der ALS über den Obermarkt schallen – und viele folgen dem Ruf des Beatles-Hits: Zum „Tag der Offenen Gesellschaft“ haben sich Korbacher Vereine präsentiert und Bürger einen lebhaften Nachmittag verbracht.
Eingeladen hatte der Förderverein Lesebändchen mit der Stadtbücherei – bundesweit ruft der Deutsche Bibliotheksverband auf. Vereine und Bürger sollten sich miteinander bekannt machen und die Leitfrage des Tages klären, erläuterte Manfred Weinreich vom Förderverein: „Inwieweit bin ich bereit, Türen zu öffnen? Und welche Erfahrungen habe ich damit gemacht?“
Die Bibliothek beantworte diese Fragen jeden Tag, erklärte ihr Leiter Dr. Tobias Metzler: „Sie ist ein Haus ohne Schwellen, in das jeder hineinkommen kann.“ Cornelia Gliem von der Arbeiterwohlfahrt und dem Projekt „Demokratie feiern“ hob die Bedeutung der Zivilgesellschaft hervor: Die brauche die Offenheit für Konsens wie für Kritik – solch ein Verfassungspatriotismus sei besser als „Hurrarituale“ wie Fahnen zu schwenken. Offenheit umfasse viele Gebiete, hob Bürgermeister Klaus Friedrich hervor, etwa Barrierefreiheit, Migration und den Umgang der Generationen miteinader – in Korbach mache es Spaß, sich die Umsetzung anzusehen.
Das wurde auch an den Ständen des Markts klar. Da stellte etwa das Netzwerk für Toleranz seine Arbeit vor. Es richtet eigene Veranstaltungen aus, fördert aber auch Projekte, die drei wichtige Dinge zeigen, erläuterte Violetta Bat: erstens, dass Bürger in der Demokratie tatsächlich mitwirken können; zweitens, dass Vielfalt normal und gut ist; und drittens dass niemand ausgeschlossen werden darf. Der Förderkreis ehemalige Synagoge Vöhl erinnerte an das Schicksal der jüdischen Gemeinde im Nationalsozialismus. Antisemitismus haben sich mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht erledigt, unterstrich der stellvertretende Vorsitzende Philipp Wecker: „Das Thema ist immer noch ein fataler Teil dieser Gesellschaft.“ Es zeigten sich viele Wege, die Gesellschaft zu öffnen: Selbsthilfegruppen ermöglichen Menschen, die von Krankheiten, aber auch von Problemen wie Trauer und Einsamkeit betroffenen sind, wieder Kontakte aufzunehmen. „Fairer Handel öffnet Türen“ hielt der Weltladen fest; und der Unverpacktladen nannte als Ziel, Landwirten ein Forum zu bieten. Auch gemeinsame Interessen öffnen: So wolle der NABU Menschen über die Natur zusammenbringen, erklärte Thorsten Kleine. Für die Amateur-Funker stehe die Technik im Vordergrund, erläuterte Friedemann Heinrichs – die Freude liege darin, andere zu erreichen, Religion und Herkunft seien da egal. Auch die Fachstelle Migration und Integration des Landkreises, die VHS, die Arbeiterwohlfahrt und das Diakonische Werk stellten sich vor.
In einem Weltcafé diskutierten die Besucher in wechselnden Konstellationen, was es mit „offenen Türen“ auf sich hat und hielten ihre Ergebnisse mit Zeichnungen und Stichpunkten fest. Moderator Uwe Weißflog hatte das Konzept in den USA miterlebt und freute sich über differenzierte Beiträge: Da gab es Freude darüber, auf dem Land die Haustür wortwörtlich offen lassen zu können. Aber es gab auch Unverständnis darüber, das manche angesichts von demografischen Wandel und Fachkräftemangel jeder Öffnung für Migration entgegenstehen. Und die Erkenntnis, die Teilnehmerin Sophia Sarah Schmid festhielt: Jemanden herein zu lassen sei das eine – sich selbst für andere zu öffnen das andere.
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